Geschichte des Kirchenkreises

Der Kirchenkreis Osterholz-Scharmbeck ist jung, noch lange keine hundert Jahre alt. Im Jahre 1948 wurde der Kirchenkreis Lesum in den Kirchenkreis Osterholz-Scharmbeck umbenannt. Die Superintendentur wurde daraufhin nach Osterholz-Scharmbeck verlegt. Die Umbenennung war eine Folge davon. Bis 1949 gehörten die Kirchengemeinden Aumund, Blumenthal, Bruch, Grohn, Hambergen, Lesum, Meyenburg, Osterholz, Ritterhude, Scharmbeck und Schwanewede zum Kirchenkreis.

Originalton aus Visitationsbericht

Über das kirchliche Leben ist in einem Visitationsbericht aus dem Jahre 1938 zu lesen: Von kirchlicher Haltung ist wenig zu merken. Grohn ist völlig entkirchlicht, Ritterhude nicht viel weniger. Lesum, Osterholz, Scharmbeck, Aumund sind kaum besser; in letztgenannter Gemeinde besteht eine kleine Gruppe der Bekennenden Gemeinde. In Schwanewede, Meyenburg und Hambergen erhielt sich ein Rest passiver Kirchlichkeit. Verhältnismäßig gut ist Bruch.

Der Kirchenkreis wird umgegliedert und kleiner

Die Lage änderte sich 1945. Kirchen und kirchliche Gebäude in den Gemeinden des Kirchenkreises waren unbeschädigt geblieben. Das kirchliche Leben entwickelte sich rege, besonders mit verursacht durch die große Zahl der Gemeindeglieder, die aus dem Osten gekommen waren. Der durchschnittliche Gottesdienstbesuch z.B. in der Klosterkirche in Osterholz stieg von etwa 30 auf ca. 200 Besucher. Am 1. Januar 1949 trat das Kirchengesetz über die Umgliederung von Kirchengemeinden aus der Ev.-Luth. Landeskirche Hannovers in die Bremische Evangelische Kirche vom 23. Dezember 1948 in Kraft. Der Kirchenkreis wurde verkleinert.

Kirchenkreis deckt sich nicht mit Landkreis

Die Folge der Umgliederung: Den Kirchenkreis Osterholz-Scharmbeck bildeten nur noch die Kirchengemeinden Bruch, Hambergen, Meyenburg, Osterholz, Ritterhude, Scharmbeck und Schwanewede; die Kirchengemeinden Aumund, Blumenthal, Grohn und Lesum wurden in die Bremische Evangelische Kirche eingegliedert. Die zu den Kirchengemeinden Aumund und Lesum gehörenden Außendörfer Beckedorf, Brundorf, Eggestedt, Heilshorn, Ihlpohl, Lesumstotel, Leuchtenburg, Löhnhorst, Osterhagen, Stendorf und Werschenrege sind ebenfalls in die Bremische Evangelische Kirche umgegliedert worden. Diese Ortschaften gehören nach wie vor zum Landkreis Osterholz. Die Grenzen des Kirchenkreises decken sich hier nicht mit denen des Landkreises. Das gilt auch für den Norden des Kreises: Hellingst und Steden gehören zur Kirchengemeinde Beverstedt im Kirchenkreis Wesermünde-Süd.

Starker Einfluss von Bremen auf Kirchenkreis

Auch nach der Umgliederung der nordbremischen Gemeinden in die Bremische Evangelische Kirche blieb der Kirchenkreis Osterholz-Scharmbeck wirtschaftlich und kulturell unter dem Einfluss von Bremen. In einem Bericht aus dem Jahre 1952 ist zu lesen: Es gehen viele Beziehungen zur nahen Hansestadt hinüber. Einzelne Gemeinden (Schwanewede, Ritterhude) hoffen auf politische Eingemeindung in den bremischen Staat. Das lässt bei den entfernter gelegenen Gemeinden Bruch und Meyenburg nach. Hier ist darum der Charakter der Gemeinden noch einheitlich, während die anderen eine zunehmende Industriebevölkerung zeigen.

Zwei Kirchenkreise wachsen zusammen

Am 1. Januar 1970 wurde der Kirchenkreis Osterholz-Scharmbeck größer: Der bisherige Kirchenkreis Lilienthal wurde mit dem Kirchenkreis Osterholz-Scharmbeck zusammengelegt. Der Sitz der Superintendentur blieb Osterholz-Scharmbeck, der Name des Kirchenkreises wurde nicht geändert. Die damaligen Gemeinden des Kirchenkreises Lilienthal waren Grasberg, Fischerhude, Hüttenbusch, St. Jürgen, Kirchtimke, Lilienthal/St.Marien und Lilienthal/Martins-Anstaltsgemeinde, Ottersberg, Otterstedt, Wilstedt und Worpswede. Die Zusammenlegung der beiden Kirchenkreise war mehr von oben verordnet als von unten gewünscht worden. Größere Einheiten zu schaffen, war auch damals das Ziel kirchlicher Organisation.

Blick zurück: Vereinigung ist Wiedervereinigung

Die jetzt zu einem Kirchenkreis zusammengefassten Gemeinden waren vor mehr als 150 Jahren schon einmal in einem Kirchenkreis vereint gewesen: Die Ämter Achim, Blumenthal, Lesum, Lilienthal und Osterholz gehörten zum Bremischen Kirchenkreis. Der Sitz des Supterintendenten dieses Kirchenkreises war der Dom in Bremen. Dieser gehörte nicht zur Hansestadt Bremen, sondern von alters her zum Herzogtum Bremen-Verden, das etwa das Gebiet des späteren Regierungsbezirkes Stade umfasste. Dies ändert sich 1803: Die Hansestadt erhielt den Dom und den Dombezirk. Der Sitz des alten Lutherischen Bremischen Kirchenkreises wurde nach Achim verlegt. 1826 wurden die kirchlichen Verhältnisse in diesem Bereich neu geordnet.

Einige Stationen auf dem Weg nach Heute

Im Norden von Bremen wurde der Kirchenkreis Osterholz mit den Gemeinden der alten Ämter Blumenthal, Lesum und Osterholz gebildet, im Osten ein Kirchenkreis Ottersberg mit den Gemeinden der Ämter Ottersberg und Lilienthal. Die Gemeinde Worpswede gehörte mit Hüttenbusch bis 1853 zum Kirchenkreis Osterholz, dann zum Kirchenkreis Ottersberg. Der Sitz dieses Kirchenkreises war zunächst Ottersberg, seit 1890 Lilienthal. Der Sitz der Superintendentur wurde nach Lilienthal-Trupe verlegt; nach diesem Sitz wurde dann auch der Kirchenkreis benannt: Trupe-Lilienthal. Später hieß er einfach Kirchenkreis Lilienthal.

Blick auf den Kirchenkreis Trupe-Lilienthal

Die Gemeinden des neuen Kirchenkreises Trupe-Lilienthal wuchsen zu einer besonderen Einheit zusammen. Im Kirchenkampf hielten Pastoren und Gemeinden als Bekenntnisgemeinschaft gegen die Deutschen Christen zusammen. "Kirche muss Kirche bleiben, Kirche muss Kirche werden", blieb auch über 1945 hinaus richtungsgebendes Leitwort dieser Gemeinden.

Weitere Hindernisse zur Integration überwunden

Die Aufgabe war nicht leicht. Gemeinden unterschiedlicher Geschichte und Struktur und wohl auch mit einem unterschiedlichen Selbstverständnis waren zusammengelegt worden. Diese beginnende Integration wurde durch eine neue Veränderung erschwert: Die Kirchengemeinden Fischerhude, Ottersberg und Otterstedt ließen sich in den Kirchenkreis Verden eingliedern. Die politische Zugehörigkeit dieser Ortschaften zum Landkreis Verden wurde als Grund für diesen Wechsel angegeben. Seitdem hat es keine Veränderung in der Zusammensetzung der Gemeinden des Kirchenkreises Osterholz-Scharmbeck mehr gegeben.