Sorgenfalten wegen Fachkräftemangel und Bürokratie

Pressemitteilung Osterholz-Scharmbeck, 22. Februar 2024
Caroline Schneider-Kuhn (Kirchenkreiskantorin) und Nicolaus Dunkel (Stationsleiter) die den musikalischen Part übernommen hatten.

Der Brennpunkt-Gottesdienst der Kirchengemeinden der Region Osterholz-Scharmbeck am Aschermittwoch hat mittlerweile Tradition. In diesem Jahr ging es in das Kreiskrankenhaus Osterholz. Eine Predigt steht hier nicht im Mittelpunkt, sondern die Mitarbeiter, die von ihrer Arbeit berichten. Pastorin Friederike Köhn: „Wir sind auf Wanderschaft zu denen, die sich zum Wohle anderer einsetzen, wenn es im Leben brennt.“ 

Aus ihrem Alltag erzählten die Gesundheits- und Krankenpflegerinnen Febitha Francis und Enna Bleckwehl, die Oberärztin Silke Joppien und die „grüne Dame“ Helma Peters. Die Krankenhausseelsorgerin Susanne Claus führte zusammen mit Pastorin Köhn durch die Veranstaltung, musikalische Unterstützung gab es von der Kirchenkreiskantorin Caroline Schneider-Kuhn und dem Stationsleiter des Krankenhauses Nicolaus Dunkel.

Febitha Francis arbeitet seit zwei Jahren im hiesigen Krankenhaus. Sie kommt aus Indien und hat dort vier Jahre lang im Gesundheitswesen studiert. Ein Studium hat dort den Vorteil, dass die Pflegekräfte über die Grundpflege hinaus auch kleinere Behandlungen durchführen dürfen. Francis: „Alten- und Krankenpfleger gibt es in Indien nicht. Man lernt alles und muss dann im Anschluss entscheiden, was man machen möchte.“ Dazu sammelt man Erfahrungen mit Experten und arbeitet anschließend selbstständig. Es gibt dort auch keine Hebammen, die Arbeit verrichten Krankenschwestern mit Unterstützung von Ärzten. Hausärzte wie bei uns sind in Indien ebenfalls nicht zu finden, alles passiert in den Krankenhäusern.

Von Indien aus ging Francis nach Italien. Sechs Jahre hat sie dort ausschließlich in Altenheimen gearbeitet. Eine Krankenschwester ist dort für 50 Heimbewohner zuständig, mit Unterstützung von fünf bis sieben Pflegeassistenten, berichtete Francis und führte aus: „Ich wollte mehr, schließlich hatte ich Krankenpflege studiert, da möchte man mehr machen.“ So führte ihr Weg nach Osterholz-Scharmbeck. 

Silke Joppien ist in der Chirurgie tätig. Sie stammt aus der Nähe von Cuxhaven. „Vom Land“, wie sie selbst betont. Nach dem Abitur machte sie ein freiwilliges soziales Jahr in Otterndorf und stellte fest: „Das liegt mir.“ Das Studium erledigte die heutige Oberärztin in Hamburg, später ging es für 20 Jahre nach Bremen Nord und seit zwei Jahren ist Osterholz-Scharmbeck ihre berufliche Heimat. Joppien arbeitet gerne: „Der Beruf ist sehr interessant und ich kann vielen Menschen helfen. Es macht mir immer noch Spaß und das schon über 30 Jahre.“

Natürlich ist nicht alles rosa.  Zeitmangel, insbesondere durch die vorhandene Bürokratie sieht Joppien als größtes Hindernis: „Die Dokumentation dauert oft länger als die ganze Operation. Es ist überbordend was man alles dokumentieren musst. Auch in der Pflege. Es wäre besser man würde diese Zeit in die Pflege stecken. Das Schnacken und Betreuten leidet besonders darunter, dabei gehört es dazu und muss sein.“

Enna Bleckwehl kam auch über ein freies soziales Jahr zu ihrem Beruf: „Die hohe Fachkompetenz hat mich besonders beeindruckt.“ Auch ein Praktikum in Worpswede zeigte ihr auf, dass dieser Beruf ihre Berufung war. Jahrelang arbeitete sie auf der Intensivstation, stellte aber irgendwann fest, dass sie mehr Zeit am Menschen als an den Maschinen verbringen wollte. So bewarb sie sich erfolgreich hierher.

Bleckwehl: „Es ist ein schöner Beruf mit unterschiedlichsten Patienten, deren Leben ich mitgestalte. Heute reicht oft ein Blick und ich weiß was zu tun ist. Es gibt tägliche Herausforderungen, das macht Spaß. Wir wollen beschäftigt werden und lieben es Schwierigkeiten zu bewältigen.“ Zu den Schwierigkeiten zählt sie den herrschenden Fachkräftemangel wie auch die Bezahlung auf. Andererseits ist Bleckwehl froh über die unglaubliche Wertschätzung im Kreiskrankenhaus: „Man kennt und grüßt sich. Die Arbeit geht Hand in Hand und jeder wird als Mensch wahrgenommen.“

Die Seelsorgerin im Krankenhaus ist Susanne Claus. Ihr sei klar, dass Heilung immer Körper und Seele betreffe. Claus: „Trotz Stress muss man Zeit haben. Meine Aufgabe ist es Zeit zu haben, für die Patienten und oft auch für die Angehörigen da zu sein. Zeit schenken ist das Wertvollste, was wir tun können.“ Ihr zur Seite stehen die Grünen Damen, die ehrenamtlich ihren Dienst im Kreiskrankenhaus verrichten. Acht grüne Damen gibt es in Osterholz-Scharmbeck. Helma Peters: „Ich bin die Stubenälteste und bereits 40 Jahre dabei. Die Anfangszeit war schwierig, aber ich habe viel Unterstützung erfahren und die möchte ich nun weitergeben.“ Die Grünen Damen sind ein kirchliches Angebot. Peters: „Aber wir wollen nicht missionieren, wir wollen begleiten. Absolute Verschwiegenheit ist garantiert. Wir sind eine tolle Truppe machen eine Arbeit, die uns alle erfüllt und freuen uns über weitere Unterstützung.“ 

Die Vorträge im großen Saal des Krankenhauses fasste Friederike Köhn abschließend zusammen: „Manches Mal braucht es eine helfende Hand und die gibt es hier immer. Hier hat man die Menschen im Blick, man gibt und nimmt. Man ist nie immer nur auf einer Seite. Das Teamwork ist ein großes Pfund im Krankenhaus.“