Im Café International trifft sich die Welt

Pressemitteilung Osterholz-Scharmbeck, 20. Januar 2024
An den Tischen im Gemeindehaus haben sich Menschen aus den verschiedensten Kulturen, etwa aus Afghanistan, Deutschland, Syrien und der Ukraine - an den Tischen zusammengefunden. Foto: Carmen Jaspersen

Das Café International in Osterholz-Scharmbeck ist mehr als Kaffee und Kekse. Beim den Treffen im Gemeindehaus wird Integration durch Sprache gelebt.

Osterholz-Scharmbeck. Im Gemeindehaus der St.-Willehadi-Kirche duftet es verführerisch nach frischem Kaffee. Im Gemeindesaal sitzen etwa 20 Personen an großen Tischen, die liebevoll eingedeckt sind. Es ist unübersehbar, dass sie aus verschiedenen Kulturen stammen. Neben kannenweise frischem Kaffee stehen auch Schalen mit Gebäck auf den Tischen: Das Café International der St.-Willehadi-Gemeinde hat nach der Corona-Zwangspause wieder geöffnet, und Kaffee und Kekse gibt es gratis.

„Möchte noch jemand etwas Kaffee?“ Sozialarbeiterin Tetyana Süß-Androschuk geht mit einer frisch gefüllten Kanne um die Tische. Houri Kablan hält ihre Tasse hoch: Ja, sie trinke gern noch Kaffee. Houri Kaplan kam vor sechs Jahren aus Syrien nach Deutschland. Mit ihrem Mann und sechs Kindern floh sie vor dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat. Mit ihrem Mann und zwei Söhnen lebt sie in Osterholz-Scharmbeck. Zwei Kinder sind inzwischen in England heimisch, zwei weitere in Irland. Als sie vom Café International gehört habe, sei sie hergekommen, auch in der Hoffnung, mit deutschen Gästen ihre Deutschkenntnisse zu verbessern.

CAFÉ-START IN 2005

„Deutsch ist hier das verbindende Element“, bestätigt Tetyana Süß-Androschuk. Sie arbeitet im Fachdienst Migration des Diakonischen Werks des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises, der das Café International seit 2005 betreibt. Im Café gehe es nicht um die Kirche. Es sei einfach ein Ort, an dem sich Menschen treffen können, die sich kennenlernen möchten.

„Unsere Gäste kommen aus Afghanistan, Syrien, Indien, dem Irak, der Türkei, aus der Ukraine und anderen Ländern“, sagt Stephanie Thiele, Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes. Sie selbst kommt gern vorbei, um im Kreis der Café-Besucher einen Kaffee zu trinken. Die Fluchtgründe sind unterschiedlich, sagt sie. Aber was die Menschen verbindet, ist die Suche nach neuen Kontakten und Austausch, vor allem mit den Kreisstädtern. „Hier würden wir uns freuen, wenn es noch mehr Osterholz-Scharmbecker gäbe, die am ersten oder dritten Montag eines Monats zwischen 16 und 18 Uhr Zeit und Lust haben, im Gemeindesaal Kaffee zu trinken und sich mit unseren Gästen zu unterhalten“, wirbt Thiele um neue Besucher.

Houri Kaplan spricht bereits recht gut Deutsch. Sie ist ganz zufrieden, hier zu sein. Auch das kühlere Wetter sagt ihr zu. Das heiße Klima ihrer Heimat hätte ihr immer Kopfschmerzen bereitet, sagt sie und lacht dabei. Inzwischen hat Houri Kaplan mit den anderen Café-Besuchern schon mal Kekse nach deutschem Rezept im Gemeindehaus gebacken oder selbst gebackene Köstlichkeiten aus Syrien zum Probieren mitgebracht.

Tetyana Süß-Androschuk hat selbst erlebt, wie tröstlich diese Gästerunde sein kann. Sie kam aus der Ukraine nach Deutschland. Als im Februar 2022 der russische Überfall auf die Ukraine begann, hörte sie von den syrischen Geflüchteten immer wieder: „Wir verstehen, wie es dir geht. Wir machen das Gleiche durch!“ Das habe ihr sehr geholfen, bestätigt Süß-Androschuk.

RAT UND UNTERSTÜTZUNG

Neben Kaffee, Keksen und netten Gesprächen bekommen die Gäste des Cafés auch gute Ratschläge und Unterstützung. Ob es sich um die Hilfe beim Ausfüllen von Aufnahmeanträgen für Kindergartenplätze geht oder andere Fragen anstehen: Stets findet sich ein Mitglied des diakonischen Teams, das den Gästen weiterhilft.

Den größten Gefallen könnten allerdings weitere deutsche Gäste den Besuchern des Café International erweisen. Einfach, indem sie zum Treffen kämen und sich mit ihnen unterhielten. Mit ein wenig Geduld und der Bereitschaft, sich aufeinander einzulassen, funktioniere die Verständigung leicht, sagt Thiele und Süß-Androschuk ergänzt: „Zur Not machen wir es mit Händen und Füßen!“

Das Café International öffnet Am Kirchenplatz 3 wieder am 5. Februar. Infos gibt es online unter www.willehadi.de.

Suraya Allahyar aus Afghanistan ist ein Gast des Cafés International. Das Gespräch mit anderen Geflüchteten, aber vor allem mit deutschen Café-Besuchern, ist es, worauf die Menschen sich bei diesen Treffen freuen

Foto: Carmen Jaspersen

Osterholzer Kreisblatt