Lilienthal. Zehn Jahre Evangelisch-lutherischer Kindertagesstättenverband Osterholz-Scharmbeck feierten fast einhundert Gäste am Mittwoch in der Klosterkirche St. Marien in Lilienthal im Rahmen eines besonderen Gottesdienstes. Im Mittelpunkt dieses Sommerfestes und von Anfang an dabei ist Bettina Paul-Renken aus der pädagogischen Leitung des Verbandes. Paul-Renken feierte nicht nur zehn Jahre, sie nimmt das Jubiläum zum Anlass sich zu verabschieden. Den Gottesdienst leitete Superintendentin Jutta Rühlemann, die zugleich auch Verbandsvorsitzende ist. Ihr Einstieg gelang ohne Schwierigkeit: „Liebe Kita-Gemeinde.“
Kinder zu lehren, koste Kraft, weiß Rühlemann und würdigte die Arbeit aller Mitarbeiterinnen rund um die Kindertagesstätten (Kita) der angeschlossenen ev.-luth. Kirchengemeinden. Beziehungen außerhalb der Familie müssten ebenso gelernt werden wie das Teilen und der Umgang miteinander. „Das ist eine tolle Aufgabe, aber sie ist auch sehr herausfordernd. Wir müssen die Mädchen und Jungen damit vertraut machen, dass das Leben nicht nur ein Zuckerschlecken ist. Es läuft nicht immer wie gewünscht.“
Die Erzieherinnen in den Kitas sind hier oft Ansprechpartner der Kids. Jeder hier kenne das Gefühl weitermachen zu müssen, führte die Superintendentin aus. Man habe, auch dank Corona, harte Zeiten hinter sich und viele kleine Adler seien unterwegs, um alles zu richten. Es muss weitergehen, es gilt die Schwingen zu erheben, einander zu stärken, andere zu unterstützen und Lösungen zu suchen. Rühlemann: „Das erlebe ich immer wieder in der täglichen Arbeit. Aber auch wir können nicht immer aus dem Vollen schöpfen und da ist es gut, wenn es eine weitere Kraft gibt, den göttlichen Beistand.“
Einige haben besondere Aufgaben übernommen, sei es Fachberatung, Vorstandsarbeit oder die pädagogische Leitung. „Bettina Paul-Renken ist fest eingebunden in die Gemeinschaft und hat immer einen Rat. Jetzt kommt der Abschied. Respekt für zehn Jahre und für den Aufbau von zwei Verbänden - das war der Hammer. Klar hat sie nicht alles allein gemacht, aber es war viel Arbeit und ein guter Weg, den wir gemacht haben. Da ist etwas Tolles gewachsen, da hat sich was zusammen geruckelt.“
Dieses Ruckeln kann Bettina Paul-Renken selbst am besten erzählen, sie lobt vorab den Vorstand und Jutta Rühlemann: „Die haben mir ein wahnsinniges Vertrauen gegeben selbstständig zu arbeiten, das war toll.“ Bevor es zur Gründung des Verbandes kam, war jede Kirchengemeinde ehrenamtlich für ihre Kita zuständig. Paul-Renken: „Ehrenamtlich war diese Arbeit nicht mehr zu stemmen und musste auf professionelle Beine gestellt werden. Die Kirche konzentrierte sich nun auf die Inhalte und wurde verwaltungstechnisch durch den Verband mit Sitz im Kirchenamt Verden unterstützt. Der Verband war nun kompetenter Ansprechpartner für die Leitungen der Kitas.“
Viele Schulungen wurden durchgeführt, neue Strukturen geschaffen, die Kirchengemeinden vernetzt und der Kontakt mit den Kommunen gehalten. Paul-Renken: „Wir sind ein verlässlicher Partner für alle Beteiligten.“ Der Verband praktiziert den partizipativen Führungsstil, die Mitarbeiter entscheiden völlig autonom. „Ich zeige gern die Anderen, es macht mir Spaß, sie leuchten zu lassen“, lobt Paul-Renken die Verbandsarbeit. Der Kindertagesstättenverband Osterholz-Scharmbeck hat aktuell 495 Kinder in der Betreuung bei 170 Mitarbeitern in neun evangelischen Kitas.
Als Highlights der Verbandsarbeit sieht Paul-Renken die Klausurtagungen über drei Tagen: „Da trifft eine Kompetenz aufeinander, das ist unglaublich. Alle sind bereit ihr Wissen zu teilen und anzubieten, einfach großartig. Gerne erinnert sie sich auch an den Wilstedter Abendlauf: „Wir sind mit 80 Leuten angetreten und reden da noch heute drüber.“ Schnell fallen ihr noch die digitale Wanderung, Sportkurse und die Kita- app ein, über der die Eltern auf schnellstem Wege informiert werden.
Auf der anderen Seite steht die Coronazeit mit einem Arbeitsaufkommen wie niemals zuvor. 14-tägig galt es neue Vorgaben umzusetzen. Es galt die geltenden Vorgaben und Maßnahmen umzusetzen, dabei waren Logistik und Organisation eine besondere Herausforderung . Paul-Renken: „Die Not der Eltern war maximal und ständig präsent. Es gab wenige familienfreundliche Arbeitgeber, das fand ich richtig schlimm.“
Paul-Renken ist gelernte Bankkauffrau, hat mit 40 Jahren Sozialpädagogik studiert und war in der Erwachsenenbildung tätig. Immer befristet, immer auch ehrenamtlich für die Kirche unterwegs. Personalführung, Arbeit mit den Eltern, all das war ihr schon bekannt. Zukünftig kann sich Paul-Renken Aufgaben in der Erwachsenenbildung oder im Bereich Coaching vorstellen. „Ohne Arbeit kann die gar nicht,“ waren sich auch ihre Freundinnen sicher, die Paul-Renken zum Sommerfest eingeladen hat: „Als Beweis das ich hier wirklich aufhöre. Sonst glauben die mir das nicht.“
Abschied nehmen hieß es aber nicht nur von Paul-Renken. Auch Susanne Claus scheidet aus dem Verband aus, nahm den Segen von Rühlemann und die Glückwünsche vieler Kolleginnen mit auf ihren zukünftigen Weg. Rühlemann würdigte ihre Arbeit: „Susanne Claus hat einige Jahre im Verband die besondere Aufgabe der Fachberaterin übernommen und viele Workshops angeboten. Sie verlässt uns und ist zukünftig in der Seelsorge tätig.“